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Geologisches



Der Oermter Berg entstand am Ende der Saaleeiszeit vor etwa 150.000 Jahren. Das aufgeschichtete Geröll, welches die Gletscher, von Skandinavien kommend, vor sich her- und mitschoben, blieb nach Abtauen der Gletscher in Form einer Endmoräne zurück.
Maximale Eisrandlage des Saale-Komplexes (gelbe Linie). Die rote Linie zeigt zusätzlich die größte Ausdehnung der jüngeren Weichsel Kaltzeit.


Das naturräumliche Modell Oermter Berg

Landschaft und Erdgeschichte zwischen Rheinberg und Wachtendonk Modell

Von der Idee zum Modell

Die Idee, Gestaltung und Ausführung zum naturräumlichen Modell Oermter Berg ist im Jahre 2003 in Zusammenarbeit zwischen dem Geologischen Dienst NRW in Krefeld, Wolfgang Dassel, dem Freundes- und Förderkreis Volkspark Oermter Berg, Hans Schreurs und Karl-Heinz Hohmann, dem Kunstmaler und Grafiker Günter Lemmen aus Sonsbeck sowie dem Modellbauatelier A1, Köln, Wilhelm Koch und Rudolf Bussard entstanden.

Das Modell zeigt mit ca. 22 x 22 km einen Ausschnitt der Region Linker Niederrhein im Maßstab 1 : 25 000 (4 cm des Modells entsprechen 1 km in der Natur). Es wird begrenzt von den Orten Geldern-Kapellen im Nordwesten, Wachtendonk im Südwesten, der Stadt Rheinberg im Nordosten sowie der Stadt Moers im Südosten. Der Standort des Modells und des Betrachters, die Bürgerbegegnungsstätte Oermter Berg, liegt in der Mitte des Modells und ist zum leichteren Auffinden durch das Symbol einer wehenden Flagge gekennzeichnet.

Die Landschaft des linken Niederrheins

Die fruchtbaren Böden im Raum Geldern, lssum, Kerken und Wachtendonk werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Große Gebiete wie der landschaftlich herausragende Schaephuysener Höhenzug mit dem Oermter Berg sowie die Höhen der Bönninghardt zwischen Issum und Kamp-Lintfort sind mit dichtem Mischwald bestanden und durch zahlreiche Rad- und Wanderwege erschlossen. Diese Gebiete dienen vor allem der Naherholung. Der Ostteil des

Modellgebietes zwischen den Städten Moers, Kamp-Lintfort und Rheinberg ist durch intensive Wohnbebauung, Verkehrswege sowie Industrieansiedlungen geprägt. Viele dieser Industrien basieren auf den im Untergrund vorhanden Rohstoffen wie Salz, Steinkohle, Sand und Kies.

Der Untergrund des linken Niederrheins

Der tiefere Untergrund im Modell um den Oermter Berg ist auf eine Tiefe von 1 500 m im Maßstab 1 : 5 000 dargestellt (10 cm im Modell entsprechen 500 m in der Natur). Das Modell ist in der Höhe also 5­fach überhöht.

Die hier dargestellten geologischen Schichten sind in ihrer Abfolge lückenhaft. Gesteine bestimmter geologischer Zeitabschnitte wurden entweder nicht abgelagert oder durch spätere geologische Ereignisse wieder abgetragen. Die im Untergrund des Modells vorhandene Gesteinsfolge setzt sich wie folgt zusammen:

Erdgeschichtliche Entwicklung

Devon (418 — 358 Millionen Jahre)

Vorherrschend handelt es sich um grauen Ton-, Schluff- und Sandstein. Diese Schichten wurden in der Bohrung Wachtendonk in ca. 700 m Tiefe angetroffen.

Diese feinkörnigen Sedimente stammen aus einem Liefergebiet, das im Bereich des heutigen nördlichen Europas lag. Von dort wurde Abtragungsmaterial durch Flüsse transportiert, weiter zerkleinert und in ein Meeresbecken geschüttet. Als Folge einer späteren Auffaltung kommen diese Gesteine im Rheinischen Schiefergebirge (Eifel, Sauerland) unmittelbar an der Oberfläche vor. In allen anderen Gebieten von Nordrhein-Westfalen sind sie tief unter jüngeren Schichten im Untergrund verborgen.

Diese Schichten wurden an vielen Stellen im Modellgebiet erbohrt und haben auch heute noch für die Region große Bedeutung. Es sind Ton-, Schluff- und Sandsteine mit dazwischen eingelagerten Kohlenflözen. Im Raum Moers — Kamp-Lintfort sind diese Schichten im Modell offen dargestellt. Zu sehen ist in diesem Ausschnitt die Lage des Flözes Sonnenschein in den komplizierten geologischen Verhältnissen des Steinkohlengebirges. Die Schichten mit ihren 0,50 bis 1,5 m mächtigen Kohleflözen sind gefaltet, wobei die Achsen der Falten von Nordost nach Südwest verlaufen. Quer zu den Falten verlaufen Brüche, die die flözführenden Schichten in einzelne Schollen zerlegen.

Die Steinkohle wurde früher in zahlreichen Steinkohlenzechen der Region gewonnen und wird heute noch im Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort abgebaut. Der Steinkohlenbergbau prägte bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts mit Tausenden

 von Arbeitsplätzen den wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Bergehalden zeugen heute von der blühenden industriellen Vergangenheit. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen und dem Import preiswerterer Steinkohle aus dem Ausland wurden zahlreiche Zechenstandorte im Niederrheingebiet aufgegeben.

Das Steinkohlengebirge wird von jüngeren Schichten, dem so genannten Deckgebirge, überlagert.

Perm — Zechstein (296 — 251 Millionen Jahre)

Unmittelbar auf dem Steinkohlengebirge liegen im Nordteil des Modells die Schichten des Zechsteins. Es handelt sich hauptsächlich um Eindampfungssedimente einer flachen Meereslagune. Das Klima war zu dieser Zeit trocken und heiß. Unter sengender Sonne verdunstete immer wieder das in der Meeresbucht vorhandene Meerwasser. Es bildeten sich mächtige Schichten reinen Salzes. Nördlich von Rheinberg, bei Borth, werden aus diesem Salzlager 20 Meter mächtige sehr reine weiße Salze im größten Steinsalzbergwerk Europas gewonnen.

Trias — Buntsandstein (251 — 200 Millionen Jahre)

Beim Buntsandstein handelt es sich um festländische, z. T. unter Wüstenbildung abgelagerte, meist rötliche Ton- und Sandsteine. Die im Modell dargestellten Schichten nehmen von Süden nach Norden zu.

Kreide (142 - 65  Millionen  Jahre)

Das vorrückende Meer hinterließ im Münsterland und Niederrheingebiet Sande, hellgraue bis grünliche Kalk-, Kalkmergel-und Tonablagerungen. Großflächig wurden weite Bereiche dieser Ablagerungen durch spätere Meereseinbrüche wieder abgetragen.

Das vorrückende Meer hinterließ im Münsterland und Niederrheingebiet Sande, hellgraue bis grünliche Kalk-, Kalkmergel-und Tonablagerungen. Großflächig wurden weite Bereiche dieser Ablagerungen durch spätere Meereseinbrüche wieder abgetragen.

Tertiär - Paläogen und Neogen (65 – 1,7  Millionen  Jahre)

Die Tertiärzeit wird heute in die Systeme Paläogen und Neogen unterteilt.

Die rot gefärbten Buntsandsteinschichten sowie die graugrün gefärbten Kreideablagerungen werden scharf abgeschnitten von den grau gefärbten Ton- und Mergelsteinen des Paläogen (50 Millionen Jahre alt) und den dunkelgrünen feinkömigen Sanden des Neogen (20 - 10 Millionen Jahre alt). Beide sind Ablagerungen eines Flachmeeres

Im Süden der Niederrheinischen Bucht verzahnen sich diese Meeressedimente mit den Torfablagerungen ehemaliger Küstenmoore, aus denen sich später die Braunkohlen bildeten.

Quartär (1,7 Millionen Jahre bis heute)

Die Schichten dicht unter der Erdoberfläche bestehen aus etwa 30 -50 m mächtigen Kies- und Sandablagerungen, welche die Flüsse Rhein und Maas vor allem in den Kaltzeiten des Eiszeitalters geschüttet haben. Der sich deutlich hervorhebende Schaephuysener Höhenzug und die Einzelberge des Dachsbergs, des Kamper Bergs sowie die östlichen Randhöhen der Bönninghardt wurden von vorrückenden Inlandeismassen (Gletschern) während der vorletzten Kaltzeit (Saale-Kaltzeit 250 000 Jahre) aufgestaucht. Die nach Westen flach einfallenden Schichten der Bönninghardt sind sandig-kiesige Ablagerungen von Schmelzwässern dieser mächtigen Inlandeismassen.

Bergbau




Am Niederrhein reicht die Steinkohlenbergbau nur bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, während er im Ruhrgebiet schon im Mittelalter mit dem Abbau von oberflächennahen Flözen begann.
Der Stollenabbau wurde im 16. Jahrhundert eingeführt. Probleme des Grundwassers konnten erst Ende des 18. Jahrhunderts gelöst werden.
Kapitalkräftige Gesellschaften und technischer Fortschritt ermöglichten es, ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch linksrheinisch nach Kohle zu suchen. Der Ruhrorter Kauf¬mann Franz Haniel beteiligte sich maßgebend am Aufschluss und an der Gründung neuer Bergwerke. Er war der erste, der den Sprung über den Rhein wagte, obwohl seinerzeit maßgebende Geologen die These vertraten, der Rhein sei als westliche Grenze der Steinkohlenlagerstätten anzusehen.
1854 stieß Haniel in Homberg bei 175 m Tiefe/Teufe auf Steinkohle. Nach Verleihung des Feldes „Rheinpreußen" begann 1857 die Abteufung des ersten Schachtes. Große Probleme, Förderbeginn erst 1884. Schacht 2 wurde ab 1866 abgeteuft, Förderbeginn ab 1876.
Schacht 3 Beginn der Teufe 1891 - Förderbeginn 1898
Schacht 4 (Moers-Hochstraß/Meerbeck) 1900, Förderbeginn 1904
Schacht 5 (Utfort/Repelen) 1900, Förderbeginn 1905.
Den Unternehmen, denen 1857 und 1862 die Kohlefelder verliehen wurden, kam das am linken Niederrhein weiterhin gültige französische Bergrecht zugute, das neben steuerlichen Vorteilen insbesondere die Möglichkeit bot, Grubenfelder in für damalige Verhältnisse beispielloser Ausdehnung zu verleihen. Auf der rechten Rheinseite galt das preußische Bergrecht, das die Feldesgrößen stark begrenzte.
Das Feld „Verein" (61 qkm) bildete die Berechtsamsgrundlage für das Bergwerk Niederberg, das zum 31. 12. 2001 die Förderung einstellte und mit dem Bergwerk „Friedrich-Heinrich" zum Bergwerk West zusammengelegt wurde.
Das Feld „Humboldt" mit rund 93 qkm Größe bildet die Berechtssamsgrundlage für das Bergwerk „Friedrich-Heinrich".
Der Bergbau brachte dem linken Niederrhein einen ungeheuren Aufschwung.
Er zog Folgeindustrien nach, besonders Kokereien und Hüttenwerke/Stahlbau. Die Bevölkerung nahm rasant zu. (Ostpreußen, Schlesien, Bayern)
Umso gravierender sind die Probleme, die das Zechensterben und der Rückgang der Hütten-und Stahlindustrie auslösten.
Zechen am linken Niederrhein:
Rheinpreußen in Homberg, Moers, Utfort/Repelen Diergardt in Rheinhausen
Mevissen in Rheinhausen und Rumeln
Pattberg/Rheinland in Repelen und Kamp-Lintfort Rossenray in Kamp-Lintfort
Niederberg in Neukirchen-Vluyn
Friedrich-Heinrich (heute Bergwerk West) in Kamp-Lintfort
Der Oermter Berg als Erholungsanlage ist indirekt ein „Kind" des Bergbaues.
Er sollte den Menschen im linksrheinischen Industriegebiet als Erholungsstätte dienen.
 

 

Freundes- & Förderkreis Volkspark Oermter Berg e.V.